Klimatag an der Winkelsmühle:
Starkes Signal für Nachhaltigkeit und Gemeinschaft
Schon am frühen Nachmittag war die Info- und Marktmeile so belebt, dass kaum ein Durchkommen war. Mehr als 30 Stände reihten sich zwischen Winkelsmühle und Weiher aneinander, und die Gäste nutzten jede Gelegenheit zum Schauen, Fragen, Staunen und Mitmachen.
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Mit leisen Tönen und starken Worten begann der Tag: Pfarrerin Sandra Scholz, Fachpromotorin Rabia Salim und die südkoreanische Freiwillige Hye-Yeon Yoon gestalteten die Eröffnungsandacht zum Thema „Wasser“. Zwischen rauschenden Bäumen und dem Plätschern des Brunnens wurde die Bewahrung der Schöpfung so spürbar in Szene gesetzt.
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Statt wegwerfen: genau hinschauen! Am Stand der Foodsharing-Initiative konnten Besucherinnen und Besucher erfahren, wie man noch Gutes aus Lebensmitteln macht, die sonst im Müll landen würden. Ein Besucher studiert aufmerksam die Verpackung – und entdeckt dabei, wie viel Genießbares in unserer Überflussgesellschaft zu oft verloren geht.
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Aus einfachen Zutaten, die fast jeder zuhause hat oder schnell besorgen kann, entsteht ein kraftvoller Haushaltsreiniger: Mit einfachen Handgriffen zeigte eine Ausstellerin, dass nachhaltiges Putzen weder teuer noch kompliziert ist. Viele nahmen die Rezeptideen gleich als „Putzmittel to go“ in den Alltag mit.
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Zwischen Vorträgen und Mitmachaktionen sorgte Musik für Leichtigkeit: Bands, Ensembles und Solist*innen machten das Bühnenprogramm zu einem klangvollen Teil des Tages. Das Publikum wippte, klatschte – und ließ sich anstecken von der Lebensfreude.
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Hammer hoch, kräftig schlagen – und schon verwandelt sich ein altes Besteckstück in ein Schmuckstück. Unter den wachsamen Augen von Upcycling-Profi Frank Ludwig wagte sich ein junger Besucher ans Werk. Am Ende glänzte sein erster eigener Ring.
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Gesprächsgelegenheit bei Brotchips aus dem Airfryer: Auch an einem weiteren Stand rund um gerettete Lebensmittel trafen Generationen aufeinander – und erinnerten sich daran, wie man schon früher „kein Brot wegwarf“. Aus dem Gespräch entstand ein kleiner Vergleich zwischen alten Rezepten und heutigen Ideen – und die Erkenntnis: Vieles kommt gerade neu in Mode, was früher selbstverständlich war.
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Wie wichtig Hecken, Blühwiesen und Insektenhotels sind, zeigte ein Infostand zur naturnahen Gartengestaltung. Viele Besucher ließen sich inspirieren, wie sich selbst kleine Gärten oder Balkone in wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen verwandeln können – Klimaschutz im eigenen Hinterhof.
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Sicherheit und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand: Der ADFC Dreieich bot an seinem Stand die kostenlose Fahrrad-Codierung an. Während Rahmen eingraviert wurden, nutzten viele Radler die Chance, sich über klimafreundliche Mobilität in der Region auszutauschen.
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An einem Mitmachstand konnten Kinder spielerisch erfahren, wie erneuerbare Energien funktionieren. Zwei Jungen werkelten gemeinsam – und staunten, wie sich aus ein wenig Sonne und Wind Bewegung, Licht und Energie erzeugen lässt.
Gestartet wurde der Klimatag mit einer Andacht zum Thema "Wasser", die von Pfarrerin Sandra Scholz gemeinsam mit Rabia Salim, Fachpromotorin für Migration, Flucht und Frieden in Rheinland-Pfalz und ehemalige Mitarbeitende des Dekanats im interreligiösen Dialog, sowie der südkoreanischen Freiwilligen Hye-Yeon Yoon gestaltet wurde. Wasser, so wurde deutlich, ist zugleich lebensspendende Kraft, bedrohte Ressource und starkes Symbol für Neubeginn. Die Texte, Lieder und Gebete setzten den Ton für einen Tag, an dem die Bewahrung der Schöpfung und die Verantwortung der Menschen im Mittelpunkt standen.
Im Anschluss begrüßten Henning Merker, Leiter der Regionalen Diakonie Dreieich-Rodgau, und die stellvertretende Dekanin Birgit Schlegel die Anwesenden. Beide betonten, wie wichtig es sei, nicht im Abstrakten zu verharren, sondern ganz konkret Möglichkeiten aufzuzeigen, wie jeder und jede im Alltag zum Schutz des Klimas beitragen kann. Schlegel brachte es auf den Punkt: „Es geht um kleine Schritte, die in der Summe Großes bewegen können.“
Schirmherren zu Gast
Dass der Klimatag auch politisch Gewicht hat, zeigte der Besuch der beiden Schirmherren: Landrat Oliver Quilling und Dreieichs Bürgermeister Martin Burlon. Sie nutzten die Gelegenheit, mit Ausstellerinnen und Ausstellern ins Gespräch zu kommen und die Vielfalt der Initiativen kennenzulernen. Beide machten deutlich, dass Klimaschutz auch auf kommunaler Ebene dringend vorangetrieben werden muss – von nachhaltiger Stadtplanung über Energieversorgung bis hin zu Bildungsangeboten für junge Menschen.
Lernen, ausprobieren, ins Gespräch kommen
Das Gelände rund um die Winkelsmühle verwandelte sich in einen bunten Markt der Möglichkeiten. Über 30 Stände und Mitmachstationen luden dazu ein, sich über Themen wie erneuerbare Energien, Ernährung, Recycling oder nachhaltige Mobilität zu informieren. Viele Angebote waren so gestaltet, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen angesprochen wurden.
Beim Upcycling-Workshop von Frank Ludwig konnten aus altem Besteck Schlüsselanhänger und Schmuckstücke entstehen – ein Beispiel dafür, wie kreativ und wertvoll Wiederverwertung sein kann. An anderer Stelle konnten Kinder Insektentränken aus Ton formen, Mini-Windräder basteln oder Hafer selbst zu Flocken pressen.
Die Foodsharing-Initiative zeigte anschaulich, wie aus vermeintlich unbrauchbarem Brot knusprige Chips oder köstliche Bruschetta werden. In der Generationenwerkstatt entstanden aus ausrangierten Küchenhandtüchern neue Schürzen für Kinder. Und wer sich für ökologische Haushaltsmittel interessierte, konnte lernen, wie sich mit einfachen Zutaten wie Natron und Essig umweltfreundliche Reiniger herstellen lassen.
Fachvorträge und Talkrunde
Begleitet wurde das bunte Markttreiben von einer Reihe fundierter Vorträge. So erklärte der Ortskundliche Arbeitskreis Erzhausen, wie sich der Klimawandel ganz konkret im Rhein-Main-Gebiet bemerkbar macht – etwa durch die zunehmende Zahl tropischer Nächte oder die verstärkte Aufheizung von Städten. „Wir müssen begreifen, dass der Klimawandel nicht irgendwo weit weg geschieht, sondern direkt vor unserer Haustür“, betonte Hans Schmidt, der Sprecher des Arbeitskreises.
In einer Talkrunde diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft darüber, wie Klimaschutz gemeinsam gelingen kann. Dabei wurde deutlich: Niemand allein wird die großen Probleme lösen, aber gemeinsam lassen sich Veränderungen anstoßen, die Mut machen.
Musik, Begegnung und gutes Essen
Auf der Bühne trugen Chöre, Kindergruppen und Solistinnen mit Liedern und Musikstücken zu einer heiteren Stimmung bei, die das ernste Thema bewusst in eine hoffnungsvolle Atmosphäre rückte. Auch kulinarisch war für Abwechslung gesorgt: Die Johanniter vom Haus Dietrichsroth boten vegetarische und vegane Spezialitäten an, die regen Zuspruch fanden. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, bei einem Teller warmer Suppe oder einem Stück Kuchen miteinander ins Gespräch zu kommen.
Feierlicher Abschluss mit Dekan Steffen Held
Zum Ende des Tages versammelten sich die Gäste noch einmal zu einer kurzen Andacht, die Dekan Steffen Held leitete. In seinen Worten verband er die vielfältigen Eindrücke des Tages mit einem geistlichen Impuls: „Klimaschutz ist mehr als Technik oder Politik. Er ist Ausdruck unserer Verantwortung als Teil der Schöpfung. Gott hat uns diese Erde anvertraut – wir sind ihre Bewahrer.“ Mit Gebet und Segen entließ er die Gäste in den Abend – und viele nahmen nicht nur neue Ideen mit nach Hause, sondern auch das Gefühl, Teil einer großen, solidarischen Bewegung zu sein.
Fazit: Vielfalt, Engagement und ein langer Atem
Der Klimatag an der Winkelsmühle zeigte eindrucksvoll, wie lebendig und vielfältig das Engagement für Nachhaltigkeit in der Region ist. Trotz kleiner logistische Schwierigkeiten und des wechselhaften Wetters blieb der Eindruck eines gelungenen Festes. Die Mischung aus Wissensvermittlung, praktischen Anregungen, spirituellen Impulsen und kulturellem Rahmenprogramm traf den Nerv vieler Besucherinnen und Besucher.
„Der Wandel beginnt im Kleinen“ – diese Botschaft zog sich wie ein roter Faden durch den Tag. Sie dürfte noch lange nachwirken, weit über den Samstag hinaus.